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Auch hier in Kairo wird es etwas herbstlicher. Die grosse Hitze hat etwas nachgelassen, dafür hat die Luftfeuchtigkeit zugenommen. Sprich: Der Schweiss rinnt immer noch genau so viel. 

Seit dem 5.9. sind nun alle Zimmer und Ateliers im Haus belegt. Virginie und Julien aus Genf sind angekommen. Sie leben und arbeiten zusammen, hier nun an ihrem Kairo Projekt. Virginie interessiert sich für Gottesanbeterinnen und will solche als beweglich Gliederpuppen herstellen und filmen. Julien ist Musiker und vertont dann später wohl ihre Videos.

Mein letztes Abenteuer war, mir mein Lieblingssommerkleid von einer Schneiderin kopieren zu lassen. Mit Robine bin ich ins Bulaq Viertel, da ist sozusagen der Stoff- und Secondhand - Kleiderhandel beheimatet. In diesem gedeckten Bazaar gibt's einen Laden neben dem andern, alle vollgepfropft mit Stoffen oder Kleidern. Vom Möbelstoff über Vorhänge bis zu feinsten Spitzenstoffen gibt's alles. Für Schneiderinnen ist es ein Paradies. Bald hatte ich 3 Stoffe gefunden, die zu mir passen. Zum Schneideratelier, das Robine von einer Freundin empfohlen wurde, gings mit dem Taxi über die 26.Juli Brücke nach Mohandesin - einem neueren Stadtteil mit vielen Bürohäusern. Die Taxifahrer finden manchmal die Adressen nicht, wenn sie einen Stadtteil nicht gut kennen und so haben wir uns dann von der Hauptstrasse her zur Schneiderin durchgefragt. Dank Robinies Arabischkenntnissen konnte der Auftrag zum Kopieren des Kleides gegeben werden und schon eine Woche später waren meine (3!) neuen Kleider abholbereit. Nun bin ich mit meinem liebsten Sommerrock ausgerüstet für die nächsten Jahre. Und! frau darf gar nicht laut sagen, was das alles gekostet hat - umgerechnet etwas mehr als Fr. 50.-- Gut! Die Ausführung ist nicht Haute Couture, aber dennoch.

Am 6.9. besuchten Fabrizia und ich ein Konzert. Das heisst, eigentlich war es die Umsetzung eines Konzertes von Oum Kulthum als Marionettenspiel. Sie war und ist immer noch die berühmteste ägyptische Sängerin - 1975 ist sie gestorben. Die Aufführung war super. Die kleinen Geiger haben mit totalem Elan gegeigt, der Tamburinspieler hat sich ins Zeug gelegt und Oum Kulthum hat in jedem Lied ihre Verzierungen über die jeweils wenigen Worte des Textes variiert. Die Zuschauer im ausverkauften Haus waren begeistert. Am Schluss traten die Puppenspieler vor den Vorhang. Der Chef, acht junge Männer und drei junge Frauen, die eine wirklich tolle Performance gezeigt hatten.

 

Gestern habe ich einen Ausflug gemacht auf die Zitadelle. Sie steht auf dem einzigen Hügel von Kairo und zum letzten mal neu aufgebaut wurde sie in der Mitte des 19. Jhdt. vom damaligen Herrscher Muhammed Ali, inklusive einer wunderschönen Moschee im osmanischen Stil. Das Bezauberndste war aber der Blick auf Kairo. Die Stadt liegt einem da zu Füssen wie ein Teppich. Und weit weg im Dunst überragen die Pyramiden von Gizeh alle Häuser. Sie erscheinen mystisch. Ich werde aber erst im Dezember hingehen, zusammen mit Lothar, wenn er mich besucht.

Links von der Bildmitte am Horizont über den Gebäuden- - scharf hingucken.